Die Vertikale der Rolle
Liebe Kolleg:innen
wer, von den Schauspieler:innen unter Ihnen / Euch hat nicht schon mal einen Text in der Hand gehabt und nicht die leiseste Ahnung, wie man den umsetzen könnte. Das ist ja auch eigentlich das Problem der Regie. Aber bin ich nicht mehr, als ein Instrument in den Händen der Regie? Ich habe doch den Beruf ergriffen, um der Welt wichtige Dinge mitzuteilen und das gerade mit komplizierten Texten und vielschichtigen Figuren. Ich will als künstlerische Persönlichkeit über die mir wichtigen Themen sprechen.
Wenn ich also der Regie auf der ersten Probe oder am Set begegne, möchte ich so vorbereitet sein, dass wir gleichberechtigt auf Augenhöhe miteinander arbeiten. Wie schön, dass sich der Regisseur oder die Regisseurin um alles praktische kümmert, ein interessantes Konzept vorschlägt – mein Job ist es, in meiner Figur lebendig zu sein. Wie kann ich das bewerkstelligen? Indem ich mit meiner Personage ein gemeinsames Geheimnis habe: wir haben bereits einen intensiven Dialog über die Themen, die uns verbinden geführt. Auch wenn wir bisweilen extrem unterschiedliche Ansichten hatten, hat mich dieser Dialog dahin gebracht, ein klein bisschen mehr von der Welt zu verstehen. Und ist das nicht mein vorrangiges Ziel als Künstlerin?
Diese Zeit der Vorbereitung ist die intime Begegnung mit meiner Figur, die mir Fragen stellt und mich provoziert über Dinge nachzudenken, die mir vielleicht bis dahin fremd waren, die mich zu Nachforschungen anregt, die mich dazu bringt, Rede und Gegenrede zu erfinden, ihr Gestalt zu geben bis hin zu einem Monolog der zugleich Dialog ist, der mich weit über die Situationen des eigentlichen Stückes hinaus führt und mich als Künstlerin mit unseren gemeinsamen Themen so verbindet, dass ich eventuell gar nicht mehr weiß wer jetzt von uns beiden spricht und handelt.
Ich spreche von der Schönheit und dem Genuss, eine Rolle selbst zu erarbeiten, ihren philosophischen Kern zu ergründen und aus diesem erlebten Wissen heraus eine Figur zu gestalten, die in jeder Bühnen- oder Filmregie ihre Kraft entfalten kann.
Die Vertikale der Rolle ist eine wunderbare Methodik, die Jurij Alschitz entwickelt hat und die von hunderten Künstlerinnen weltweit angewendet wird. Die Entwicklung einer sogenannten Vertikalen braucht Zeit, deshalb biete ich diesen Kurs online an. Auf diese Weise kann man den Prozess wunderbar neben allen anderen beruflichen Verpflichtungen durchlaufen.
Nach acht Gruppensessions und zwei individuellen Coachings werden die Teilnehmenden einen eigenen Monolog zeigen und die Anwendung dieser Methodik für alle Ihre weiteren Rollen erlernt haben.
Für Kolleg:innen, die in der Lehre oder Regie tätig sind, kann dieser Kurs ebenso interessant sein, um zu lernen wie man den Prozess anleitet und für die eigene Arbeit richtig einsetzen kann.
Willkommen
Christine Schmalor
Die Vertikale der Rolle
4. März – 29. April 2024
Montags von 17-20:00
online
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+49 30 612 87 274 akt.zent@berlin.de
World Theatre Training Institute AKT-ZENT / ITI